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ROLLIN & FEUARDENT, Auktion vom 27.-29.5.1889, Paris [Maurice Delestre].

ROLLIN & FEUARDENT
Auktion vom 27.-29.5.1889, Paris [Maurice Delestre].

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Losnummer 4462




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 250,00 €


ROLLIN & FEUARDENT, Auktion vom 27.-29.5.1889, Paris [Maurice Delestre].

Collection de M. le comte de D… Médailles grecques & romaines en or, argent et bronze. 4 unpaginierte, 115 S. 12 Tfn. 646 Nrn. Orig.-Broschur, der Umschlag im Rückenbereich defekt, die Fadenheftung etwas schadhaft, daher der Buchblock gelockert. Unaufgeschnittenes Exemplar.


Hinter dem im Titel genannten Sammler Comte de D*** verbarg sich Graf Albéric[-Paul-Edouard] du Chastel de la Howardries (* 1842 auf Schloss Lannoy in Hollain, Ó 1919 auf Schloss La Havette, Spa). Die Versteigerung beinhaltete indes nur einen Teil seiner numismatischen Kollektion (François de Callatay/Johan van Heesch, in: Dossiers d'archéologie 248, Novembre 1999, S. 4-13, hier: S. 7; alle folgenden Ausführungen sind ebenfalls diesem Aufsatz entnommen). Als jüngster Sohn erbte Alberic du Chastel nicht den Hauptteil der elterlichen Liegenschaften und des Familienvermögens, doch gelangte auch er zu Wohlstand und finanzieller Unabhängigkeit, da ihn der kinderlose Victor chevalier de Tenremonde (Ó 1864) zu seinem Erben von seinem Schloss Mérignies, seinen Gütern und seinem Vermögen bestimmte. So konnte Albéric seinen Passionen nachgehen, früh eine Familie gründen und das Leben genießen. Auf seinen zahlreichen Reisen konnte er nicht nur seinem historischen Interesse und seinen künstlerischen Neigungen neue Nahrung verschaffen, sondern auch die noch recht junge Technik der Fotografie ausgiebig praktizieren und seine Reiseindrücke auch mittels einer Vielzahl von Glasplatten mit fotografischen Aufnahmen konservieren. Zudem war er ein ordentlicher und produktiver Zeichner und Maler, wobei er sich insbesondere mythologischen Motiven widmete. Er schätze die Musik und betätigte sich in der Natur als Reiter und Jäger. Bereits mit 15 Jahren hatte er begonnen, griechische und römische Münzen zu sammeln. Später legte er sich auch Kollektionen von Porzellan der Manufakturen von Meißen und Tournai zu. Auf Rat des Numismatikers Louis de Coster (* 1800 in Héverlé Ó 1879 in Cobbege) fasste er früh den Plan, seine numismatische Sammlung später einmal dem belgischen Staat zu überlassen und so als bedeutendende persönliche Hinterlassenschaft zu erhalten. Daraufhin baute er sie spätetens seit 1869 nach systematischen und qualitativen Prinzipien aus und trat 1881 der Société Royale de Numismatique de Belgique bei. Schon in den frühen Achtziger Jahren zählte sein Bestand antiker griechischer Münzen zu den weltweit renommiertesten Sammlungen, zudem wurde dieser von seinem Besitzer durch eine umfangreiche Kollektion von Gipsabformungen antiker Münzen ergänzt. Wenngleich Albéric du Chastel schon 1889 seine überschüssigen oder weniger favorisierten Münzen durch die Firma Rollin und Feuardent versteigern ließ (wovon der vorliegende Katalog Zeugnis ablegt) tätigte er bis ins Jahr 1906 weitere planmäßige Käufe zur Abrundung seiner Bestände. 1898 publizierte er ohne wissenschaftlichen Anspruch eine schmale 30 Seiten und 14 Tafeln umfassende Betrachtung zum syrakusanischen Münzwesen (Syracuse. Ses monnaies d'argent et d'or au point de vue artistique. La coiffure antique et ses développements successifs, London 1898) und trat 1899 mit dem französischen Staat in Verhandlungen zum Verkauf seiner numismatischen Sammlung, unterstützt durch ein von Ernest Babelon erstelltes Gutachten, das die besondere Bedeutung dieser Kollektion unterstrich. Es sollten freilich noch Jahre vergehen, bis dieses Vorhaben glücklich abgeschlossen werden konnte.