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Erinnerungsmedaille an die Einhundertjahr-Feier der Muttergottes-Erscheinungen von Lourdes. Goldene Medaille, Buntmetall vergoldet, mit Stempelschneider-Signatur ""MISTRUZZI"", am etwas fleckigen originalen Brustband. CLO S. 130, Nr. 66; CS3 272.

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SAMMLUNG HEILIGER STUHL, KIRCHENSTAAT UND VATIKANSTAAT VON DR. NORBERT HERKNER, BERLIN, ALLGEMEINE EHRENZEICHEN UND MEDAILLEN

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Losnummer 683




Schätzpreis: 75,00 €
Zuschlag: 60,00 €


Erinnerungsmedaille an die Einhundertjahr-Feier der Muttergottes-Erscheinungen von Lourdes. Goldene Medaille, Buntmetall vergoldet, mit Stempelschneider-Signatur ""MISTRUZZI"", am etwas fleckigen originalen Brustband. CLO S. 130, Nr. 66; CS3 272.


RR II

Vom 11. Februar bis zum 16. Juli 1858 hatte Maria Bernada Sobeirons, französisch Bernadette Soubirous (1844-1879), ein vierzehnjähriges Mädchen, in der Grotte von Massabielle bei Lourdes in den französischen Pyrenäen insgesamt 18 Erscheinungen oder Visionen der Gottesmutter Maria, von der sie jedoch stets nur als wunderschöne Dame [très belle Dame] sprach. Während einer dieser Visionen legte sie in der Grotte eine Quelle frei, deren Wasser bis heute als besonders heilkräftig gilt, obwohl es über keine besonderen mineralischen Komponenten verfügt.

Die Geistlichkeit wie auch die weltliche Obrigkeit vor Ort sah die Angelegenheit zunächst äußerst skeptisch. Erst als das einfache Mädchen den theologischen Terminus der Unbeflecktem Empfängnis [französisch: Immaculée Conception; lateinisch: immaculata conceptio] als Namen der Erscheinung nannte, zeigte sich der Ortspfarrer Dominique Peyramale (1811-1877) von der Authentizität der Erscheinungen überzeugt, da Papst Pius IX. (1792-1878, Papst seit 1846) erst etwas mehr als drei Jahre zuvor, am 8. Dezember 1854, das theologisch sehr komplexe Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündet hatte.

Die Affäre Lourdes weitete sich schnell zu einer Staatsaffäre aus, da die liberalen Kräfte im französischen Kaiserreich die Angelegenheit als Inszenierung der sogen. klerikalen Seite betrachteten, die damit in einem politischen Schachzug ihre eigene Position zu stärken gedachte. Die Angelegenheit gelangte bis an den kaiserlichen Hof, da die aus Spanien stammende, konservativ-katholische Kaiserin Eugenie (1826-1920), die Gemahlin Kaiser Napoleons III. (1808-1873, französischer Kaiser von 1872 bis 1870) Position für die Authentizität der Erscheinungen bezog. Dies brachte auch den Kaiser, der stets um Ausgleich zwischen den liberalen und klerikalen Kräften im Lande bemüht war, in eine schwierige Lage. Die Affäre wirkte wie eine Lunte am Pulverfaß und führte zu erheblichen Auseinandersetzungen zwischen den Lagern, die sich erst nach Jahren wieder beruhigten, jedoch innenpolitisch bis in die Zeit der Dritten Republik (ab 1870) fortwirkten.

Die Katholische Kirche selbst gab den Erscheinungen durch den zuständigen Bischof von Tarbes, Bertrand-Sévère Laurence (1790-1870, Bischof seit 1845) nach eingehenden Untersuchungen am 18. Januar 1862 ihre formale Anerkennung.

Lourdes gilt heute als wichtigster Wallfahrtsort der Katholischen Kirche, der jährlich zig-Tausende von Hoffnung- und Heilung-suchenden Pilgern besucht wird. Von den nahezu 7.000 Wunderheilungen, die von der (überaus kritischen!) Medizinischen Kommission in Lourdes seit den 1860er Jahren bis heute untersucht und als medizinisch unerklärbare Phänomene eingestuft wurden, hat die Katholische Kirche selbst nur 69 (!) als tatsächliche Wunderheilungen anerkannt.