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Die Sammlung Gunnar Ekström

17. Mai 2023 14:24


Gunnar Ekström (* 29. Dezember 1883 Stockholm, † 23. Juli 1969) arbeitete seit Anfang des 20. Jahrhunderts im Maschinenbau und gründete 1927 seine eigene Firma „Maskin AG Gunnar Ekström“. Sein großer wirtschaftlicher Erfolg ermöglichte ihm den Aufbau einer der bedeutendsten jemals gebildeten Privatsammlungen schwedischer Münzen. Dabei achtete der Sammler immer auch auf hervorragende Erhaltungen und verbesserte auch die Qualität seiner Stücke durch Ankauf bereits vorhandener Münzen, wenn er sie in schöneren Erhaltungsgraden finden konnte. Ekström zählte seit dem Beginn der 1920er Jahre bis zu seinem Tod 1969 zu den wichtigsten Kunden bei den führenden schwedischen und europäischen Münzhandlungen und auf deren Auktionen. Mehrmals gelang es dem enthusiastischen Numismatiker darüber hinaus, komplette Sammlungen zu erwerben – insbesondere 1926 die schwedischen Münzen des deutschen Sammlers Hermann Vogel (1841-1917) aus Chemnitz und 1950 die ehemalige Sammlung von Israel Berghman (1864-1945), die Berghman 1921 durch Vermittlung des Amsterdamer Münzhändlers Jacques Schulman (1906-1991) an den amerikanischen Brauunternehmer Virgil Brand (1861-1926) aus Chicago verkauft hatte. (Über den Erwerb der schwedischen Münzen aus der Sammlung Brand siehe den Aufsatz von Magnus Wijk, „Gunnar Ekström och Brandskatten“, in: Samlad Glädje, Uppsala 2009, S. 213-244). Nachdem Gunnar Ekström seine Firma 1945 verkauft hatte, konnte er seiner großen Leidenschaft, dem Münzensammeln, noch mehr Zeit widmen.

Zeitlebens unterstützte Ekström auch die öffentliche Numismatik in Schweden und insbesondere das Königlich Schwedische Münzkabinett (KMK). In diesem Sinne beschloss Wera Ekström (1897-1986) nach dem Tod ihres Gatten, die gewaltige Münzsammlung zu veräußern und mit dem Erlös die neu gegründete Gunnar-Ekström-Stiftung für numismatische Forschung (Gunnar Ekström Stiftelse för numismatisk forskning) auszustatten. Beraten wurde die Witwe dabei von dem Stockholmer Numismatiker und Auktionator Bjarne Ahlström (1938-2017), der den Auftrag zur Versteigerung der Sammlung erhielt. In acht Teilen wurde die Sammlung Ektröm zwischen 1975 und 1987 in den Stockholmer Ahlström-Auktionen versteigert und es wurde dabei insgesamt ein Erlös von knapp 16 Millionen Kronen für die Stiftung erzielt.

Die 1974 gegründete Gunnar-Ekström-Stiftung (www.gunnarekstromsstiftelse.se) hat sich als hauptsächliche Aufgabe die Errichtung einer schwedischen Professur für Numismatik und Geldgeschichte sowie die Verteilung von Stipendien und Beiträgen für Forschungsprojekte und (ausnahmsweise) auch für Ankäufe von numismatischen Seltenheiten des Königlich Schwedischen Münzkabinetts (KMK) gestellt. Seit 1979 ist die von der Ekström-Stiftung finanzierte Professur fortlaufend besetzt (Brita Malmer 1979-1992; Kenneth Jonsson 1992-2019; Jens Christian Moesgaard seit 2020) und seit 1988 eingebettet in die Numismatische Forschungsgruppe („Numismatiska Forskningsgruppen“) an der Universität Stockholm. Die schwedischen Numismatiker konnten und können mit Hilfe der Förderung durch die Ekström-Stiftung bahnbrechende Fortschritte in der Forschung und Lehre – weit über die Grenzen Schwedens hinaus – erzielen, insbesondere für die mittelalterliche Numismatik.

Es ist bemerkenswert, wie fruchtbar sich die private Initiative und das zielgerichtete Zusammenspiel von Münzensammlern, Münzenhändlern und Wissenschaftlern entwickeln kann. Ähnliche Beispiele gibt es in anderen Ländern, erinnert sei beispielsweise an die Unterstützung des Dresdner Münzkabinetts durch das Osnabrücker Sammlerehepaar Gerhart und Marianne Rother unter Vermittlung von Fritz Rudolf Künker. In der Numismatik sollten alle Beteiligten an einem Strang ziehen, auch wenn dieser Gedanke in den letzten Jahren zuweilen von einigen Stellen in der öffentlichen Hand in Frage gestellt wurde.

Als die Versteigerung des letzten achten Teils der Sammlung Ekström im Mai 1987 bevorstand (Auktion Bjarne Ahlström 35), beschloss die Stiftung, eine repräsentative Auswahl aus diesem Teil zu ersteigern, um damit eine Vitrine in den neuen prächtigen Räumlichkeiten des Schwedischen Münzkabinetts gegenüber des Schlosses zu bestücken, die an Gunnar Ekström erinnern sollte. Von 1997 bis 2017 waren diese 84 Objekte im zweiten Stock des Königlichen Münzkabinetts am Slottsbacken 6 ausgestellt. Nachdem das Königliche Münzkabinett nun in das Historische Museum in den Stadtteil Östermalm umgezogen ist, gab es keine Möglichkeit mehr, die Vitrine erneut zu zeigen. Die Stiftung hat daraufhin beschlossen, die 84 Objekte wiederum zu versteigern und den Erlös der Stiftung zurückzuführen.

Wir bedanken uns herzlich für das Vertrauen, die Münzen der schwedischen Besitzungen sowie die Goldmedaillen aus der Sammlung Ekström, die der schwedische König Gustav III. einst im Jahr 1780 seinem Cousin, dem Erbprinz von Oldenburg, geschenkt hatte, versteigern zu dürfen. Die weiteren Münzen des Königreichs Schweden aus der Ekström-Vitrine werden im Herbst von der Firma Myntauktioner i Sverige AB (MISAB) versteigert.

Osnabrück, 25. April 2023

Dr. Andreas Kaiser