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Große Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue [Sadakat ve Şecaat Madalyasι]. Silberne Medaille, Silber, auf dem Revers Gravur "Baş Kumandan Vekili Enver Paşa" [Stellvertretender Oberbefehlshaber Enver Pascha], an Agraffe, Sil

ORDEN UND EHRENZEICHEN AUS ÜBERSEE
TÜRKEI, OSMANISCHES REICH - THE OTTOMAN COLLECTION - ORDEN UND EHRENZEICHEN

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Lot number 7358




Estimated price: 1,000.00 €
Hammer-price / sale price: 10,000.00 €


Große Imtiyaz-Medaille für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue [Sadakat ve Şecaat Madalyasι]. Silberne Medaille, Silber, auf dem Revers Gravur "Baş Kumandan Vekili Enver Paşa" [Stellvertretender Oberbefehlshaber Enver Pascha], an Agraffe, Silber, ohne Band, Schwerter- und Tragespange. BWK4 76; EL S. 296 f. S. 450; ER S. 249 ff.


RRRR II

Ex Auktion Spink & Son, London, im September 1985 (Konvolut von 12 Medaillen).

Historisch bedeutsame und geradezu museale Medaille! Für die uns zwar absolut authentisch erscheinende Widmungsgravur an Enver Pascha können wir dennoch leider keine Garantie übernehmen! [No warranty for the engraving!] Interessanterweise bildet Eldem (in EL S. 460 f.) eine Reihe ausländischer Orden und Ehrenzeichen ab, die Enver Pascha während des Ersten Weltkriegs erhielt, jedoch keine osmanischen Auszeichnungen.

Damad İsmail Enver (1881-1922), ab 1913 "Enver Pascha", geboren in Konstantinopel, gehörte seit 1897 der Jungtürkischen Bewegung an. Als Hauptmann der Osmanischen Armee in Thessaloniki übernahm er während des Aufstandes vom 3. Juli 1908 die militärische Führung der dortigen Jungtürkischen Revolution, womit er in den inneren Führungskreis der Revolutionäre aufstieg. Nach der Revolution diente er zunächst von 1909 bis 1911 als Militär-Attaché an der Osmanischen Botschaft in Berlin. Später, als Oberbefehlshaber der osmanischen Truppen im italienisch-osmanischen Krieg 1911/1912, konnte er den Verlust Libyens an das Königreich Italien nicht verhindern.

Unter maßgeblicher Führung Envers fand im Januar 1913 ein Militärputsch statt, der jedoch die osmanische Niederlage im Ersten Balkankrieg 1912/1913 nicht verhindern konnte. Im Zweiten Balkankrieg 1913 gelang es ihm, Adrianopel [Edirne] von Bulgarien zurückzuerobern. Am 3. Januar 1914 wurde er zum Kriegsminister [Harbiye Nazırı] des Osmanischen Reiches ernannt und am 8. Januar zum Chef des Generalstabes [Erkân-ı Harbiye-i Umûmiye Reisi] und zum stellvertretenden Oberbefehlshaber der Osmanischen Armee [Osmanlı Orduları Başkomutan Vekili]. Dadurch war es ihm möglich, bis Sommer 1918 mit geradezu diktatorischen Vollmachten zu regieren. Von Februar 1917 an war er auch Stellvertreter des Großwesirs.

Zusammen mit dem Innenminister und späteren Großwesir Mehmed Talât Pascha (1874-1921) zeichnete Enver Pascha im April 1915 verantwortlich für die Verhaftung armenischer Intellektueller in Konstantinopel, was den Auftakt zum Völkermord an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches bildete, dem nach verschiedenen Schätzungen zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ging er über Berlin in den Kaukasus und nach Buchara, Aserbaidschan, Turkmenistan und Usbekistan, wo er unter dem Namen Orhan Padia an verschiedensten militärischen Unternehmungen teilnahm. In der Nacht vom 3. zum 4. August 1922 fiel Enver Pascha in der Nähe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe in einem erbitterten Gefecht gegen ein Reiterregiment der Roten Armee unter dem Kommando von Semjon Michailowitsch Budjonny (1883-1973), dem stellvertretenden Kommandeur des nordkaukasischen Militärdistrikts und späteren Marschall und dreifachen Helden der Sowjetunion.

Enver Pascha war seit 1914 mit Emine Naciye Sultan (1896-1957) verheiratet, einer Tochter Prinz Süleyman Selim Efendis (1861-1909, eines jüngeren Bruders Sultan Mehmeds V. Reschad (1844-1918, reg. seit 1909), womit er den Titel eines Schwiegersohn des Sultans [Damad-ı Şehriyârî] erhielt und zum Umfeld der osmanischen Dynastie zählte. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, zwei Töchter Mayatepek (geb. 1917) und Mahpeyker Ürgüp und der Sohn Ali Enver Akoğlu (geb. 1920).

1996 wurden auf Veranlassung des türkischen Präsidenten Suleyman Demirel (1924-2015, Präsident von 1993 bis 2000) Enver Paschas sterblichen Überreste nach Istanbul überführt und dort am 4. August 1996 in der Nähe des Denkmals der Jungtürkischen Bewegung in Anwesenheit des Präsidenten feierlich beigesetzt.