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Orden von der Ritterlichen Goldenen Miliz [Ordo Equestri Militiae Auratae] (auch: Orden vom Goldenen Sporn). 4. Modell (1905-1932), Ordensset bestehend aus: Halskreuz, Silber vergoldet emailliert, im Zentrum des Reversmedaillons Emaille-Chip, am konf

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SAMMLUNG HEILIGER STUHL, KIRCHENSTAAT UND VATIKANSTAAT VON DR. NORBERT HERKNER, BERLIN, ORDEN

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Lot number 514




Estimated price: 1,000.00 €
Hammer-price / sale price: 2,400.00 €


Orden von der Ritterlichen Goldenen Miliz [Ordo Equestri Militiae Auratae] (auch: Orden vom Goldenen Sporn). 4. Modell (1905-1932), Ordensset bestehend aus: Halskreuz, Silber vergoldet emailliert, im Zentrum des Reversmedaillons Emaille-Chip, am konfektionierten Halsband, und Bruststern, Silber brillantiert, teilweise vergoldet und emailliert, an Nadel, im Etui. ZK2 4423, 4424.


R 2, II

Mit der Reorganisation des päpstlichen Ordenswesens durch Breve ""Multum ad excitandos"" Papst Pius X. (1835-1914, Papst seit 1903) vom 7. Februar 1905 wurde der Orden der Goldenen Miliz wieder in seiner einklassigen Form errichtet und der ""Orden vom hl. Papst Sylvester oder der Ritter von der Goldenen Miliz"" aufgehoben. Der Orden der Goldenen Miliz wurde zum zweithöchsten Orden des Heiligen Stuhls erhoben, dessen Insignien aus einem Halskreuz mit Bruststern bestanden. So wurde er zwischen 1905 und 1931 insgesamt nur 23 Mal verliehen.

Einer Legende zufolge soll Kaiser Konstantin der Große (270/88-337) eine Ritter-Korporation namens Goldene Miliz gegründet haben, was jedoch keiner historischen Nachprüfung standhält. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts ist bekannt, daß die Könige von Ungarn an ihrem Krönungstag einige Personen durch die Überreichung von goldenen Sporen in die Ritterschaft aufnahmen. Diese Ritter wurden Goldene Ritter, und später Ritter vom Goldenen Sporn genannt. Auch von anderen mittelalterlichen Höfen sind solche Goldenen Ritter bekannt.

Wann am päpstlichen Hofe mit der Verleihung von goldenen Sporen begonnen wurde, ist bisher nicht verifizierbar. Die Nachrichten hierüber sind äußerst spärlich, jedoch erteilte Papst Urban V. (1310-1370, Papst seit 1362) um 1367 den Markgrafen von Ferrara das Privileg, ebenfalls Goldene Ritter zu ernennen. Diese Delegation war sowohl für die Päpste wie auch für die so privilegierten geistlichen und weltlichen Würdenträger und Adligen ein einträgliches Geschäft, denn die Erteilung des Privilegs wie auch des Ritterschlags selbst konnte mit u. U. beträchtlichen Gebühren belegt werden. Aufgrund des steten Bedarfs an finanziellen Mitteln kam es in der Folgezeit zu einer geradezu inflationären Erteilung des Privilegs wie auch des Ritterschlags selbst.

Bisher bildeten die Ritter noch keinen Orden. Allgemeinem Brauch folgend, begannen sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein weißes Malteserkreuz mit einem goldenen Sporn zwischen den unteren Kreuzarm-Spitzen zu tragen, wohl ab Beginn des zweiten Viertels des 18. Jahrhunderts mit Lilien zwischen den Kreuzarmen, was eine große Ähnlichkeit mit den Kreuzen des Malteser-Ordens bewirkte. Aufgrund dessen heftiger Proteste verbot Papst Benedikt XIV. (1675-1758, Papst seit 1740) diesen Mißbrauch durch Breve ""Apostolicam Predecessorum"" vom 7. September 1746. Daraufhin wurden die Lilien zwischen den Kreuzarmen durch kurze goldene Strahlen ersetzt.

In dieser Ausführung wurde das Kreuz bis 1841 getragen bzw. verliehen, wobei es im Verlauf der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer mehr den Charakter eines Ordenszeichens annahm. Der jeweiligen Mode nach wurde es an einem Band an der Brust oder auch am Hals getragen. Der junge Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) erhielt den Orden anläßlich einer Audienz bei Papst Clemens XIV. (1705-1774, Papst seit 1769) und Christoph Willibald Gluck (1714-1787) nahm die Verleihung zum Anlaß, sich fortan ""Ritter von Gluck"" zu nennen.

Papst Pius VII. (1742-1823, Papst seit 1800) hob 1815 die delegierten Verleihungsrechte auf, was jedoch ohne große Wirkung blieb, denn zahlreiche hierzu Privilegierte verliehen den Orden einfach weiter, ja fügten dem Ordenskreuz sogar noch einen Bruststern hinzu.

Um die durch zahlreiche Delegations-Privilegien schwer in Mitleidenschaft gezogene direkte Autorität des Heiligen Stuhles über den Orden der Goldenen Miliz wieder herzustellen, stiftete Papst Gregor XVI. (1765-1846, Papst seit 1831) mit Breve ""Cum hominum mentes"" vom 31. Oktober 1841 unter Aufhebung des bisherigen den neuen, nunmehr zweiklassigen (Kommandeure und Ritter) Orden vom heiligen Papst Sylvester oder der Goldenen Miliz. Dessen Ordenskreuz bestand aus dem des bisherigen Ordens, jedoch mit einem Medaillon in der Mitte, mit dem Bild Papst Sylvesters I. (gest. 335), auf welchen der Legende nach (wie auch späteren urkundlichen Fälschungen gemäß) die weltliche Macht des Heiligen Stuhls zurückgehe. Bei besonderen Gelegenheiten war das Ordenskreuz von Kommandeuren und Rittern an einer Zeremonial-Kette zu tragen.

Mit der Reorganisation des päpstlichen Ordenswesens durch Breve ""Multum ad excitandos"" durch Papst Pius X. (1835-1914, Papst seit 1903) vom 7. Februar 1905 wurde der Orden der Goldenen Miliz wieder in seiner einklassigen Form errichtet und der ""Orden vom hl. Papst Sylvester oder der Ritter von der Goldenen Miliz"" aufgehoben. Der Orden der Goldenen Miliz wurde zum zweithöchsten Orden des Heiligen Stuhls erhoben, dessen Insignien aus einem Halskreuz mit Bruststern bestanden. So wurde er zwischen 1905 und 1931 insgesamt 23 Mal verliehen.

Am 6. Januar 1932 sollte der italienische Präsident des Ministerrates Benito Mussolini (1883-1945, Präsident des Ministerrates von 1922 bis 1943) den Orden erhalten. Der jedoch verweigerte die Annahme, da er keinen Orden annehmen wollte, der wie die Insignien zu einem Großoffizier (Halsorden und Bruststern) aussehe. Ein Geistlicher der Kurie befestigte daraufhin das Kleinod an einer noch vorhandenen Zeremonial-Kollane des bis 1905 existierenden Ordens vom heiligen Sylvester oder der Goldenen Miliz, woraufhin der Duce die Auszeichnung akzeptierte.

Wohl bei den weiteren sieben Verleihungen (von 1933 bis 1940) unter Papst Pius XI. (1856-1939, Papst seit 1922) und in den ersten Amtsjahren seines Nachfolgers Pius XII. (1878-1958, reg. seit 1939) wurden die Insignien weiter in der alten Form mit Halsband verliehen und dazu eine Zeremonial-Kollane des Ordens vom heiligen Sylvester oder der Goldenen Miliz überreicht. Erst während des Pontifikats von Pius XII. wurde die Kollane in ihrer Gestaltung etwas verändert; vor allem gerieten die gekreuzten Kanonenrohre unterhalb der Trophäe in Fortfall. Die neugestaltete Kollane wurde nunmehr fester Bestandteil der Ordensinsignien, das bisherige Halsband verschwand. Bemerkenswert ist jedoch, daß die ursprüngliche ad hoc Veränderung bis in die Gegenwart keinen Niederschlag in den Ordensstatuten fand.

In dieser neuen Form wurden ab 1948 weitere 14 Verleihungen vorgenommen, an den deutschen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (1876-1967, Bundeskanzler von 1949 bis 1963) im Jahre 1955 und an den deutschen Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss (1884-1963, Bundespräsident von 1949 bis 1959) im Jahre 1957.

Papst Paul VI. (1897-1978, Papst seit 1963) bestimmte mit Motuproprio ""Equestres Ordines"" vom 15. April 1966, daß der Orden künftig ausschließlich Staatsoberhäuptern christlichen Glaubens vorbehalten und nur noch auf Veranlassung des Papstes (motu proprio) zu verleihen sei. Seither wurde er nicht mehr verliehen. Einziger derzeit noch lebender Ordensritter ist Alt-Großherzog Jean von Luxemburg (geb. 1921, reg. von 1964 bis 2000).