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Orden der Damen von Maria Elisa [Ordre des Dames de Maria Elisa]. Großkreuz-Set, Anfertigung der Firma Lemaitre in Paris, bestehend aus: Kleinod, Silber vergoldet, Medaillons Gold, emailliert, min. Emaille-Ausbruch im vorderseitigen Medaillon-Ring, u

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
FRANKREICH, FRANZÖSISCHE PSEUDODYNASTISCHE ORDEN

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Lot number 7237




Estimated price: 750.00 €
Hammer-price / sale price: 1,700.00 €


Orden der Damen von Maria Elisa [Ordre des Dames de Maria Elisa]. Großkreuz-Set, Anfertigung der Firma Lemaitre in Paris, bestehend aus: Kleinod, Silber vergoldet, Medaillons Gold, emailliert, min. Emaille-Ausbruch im vorderseitigen Medaillon-Ring, und Bruststern, Silber brillantiert und reperciert, Medaillon und Blüten-Auflagen Gold, emailliert, min. kaum sichtbarer Emaille-Ausbruch in einer Blüte, auf dem Revers Herstellerbezeichnung von Lemaitre, an Nadel.


RRRR II

Ein polnischer Abenteurer, der im Jahre 1836 unter dem Namen "Graf Myrzinowski” in Stuttgart auftauchte, erregte dort Missfallen und zog 1840 nach Paris weiter. Dort nannte er sich "Alexander I. Gonzaga, Herzog von Mantua, Herzog von Guastalla und Fürst von Castiglione und Solferino”.

Anderen Quellen zufolge handelte es sich dabei um den dritten Sohn, Alessandro, von Giuseppe Luigi Gonzaga di Castiglione (1761‒1818), Thron-Prätendent des Fürstentums Castiglione. Alessandro, wohl 1799 in Dresden geboren, hat wohl eine militärische Karriere u. a. in Polen absolviert. In den 1830er Jahren soll er in Wien und in Paris versucht haben, seine dynastischen Ansprüche auf die Herzogtümer Mantua und Guastalla sowie auf das Fürstentum Castiglione und Solferino durchzusetzen.

Mit Datum vom 1. März 1843 "erneuerte" er in Paris den "Militärischen Orden vom Blut Jesu Christi [Ordine militare del Sangue di Gesù Cristo]" oder "Orden des Erlösers [Ordine del Redentore]" unter dem Namen "Orden der Erlösung" [Ordre de la Redemption]. Ursprünglich im Jahre 1608 von Vincenzo I. Gonzaga, Herzog von Mantua (1562‒1612, reg. seit 1587) gestiftet, war der Orden nach 104 Verleihungen mit dem Tod des letzten Herzogs von Mantua aus dem Hause Gonzaga-Nevers, Ferdinando Carlo IV. (geb. 1652, reg. seit 1665) im Jahre 1708 erloschen.

Sehr aktiv im "Ordengeschäft" zur Zeit der Regierung des französischen "Bürgerkönigs" Louis Philippe I. (1773‒1850, reg. von 1830 bis 1848), gründete Alessandro noch drei weitere "mantuanische" Orden, leitete zeitweise den 1768 von Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum, Graf von Styrum (1734‒1794) gegründeten "Ritterorden vom Alten Adel oder der Vier Römischen Kaiser" und den "Orden der Ritter vom hl. Georg von Burgund". Er pflegte intensive Beziehungen zu weiteren "ordensaktiven" Persönlichkeiten seiner Zeit, so zu Fürst Friedrich IV. von Salm-Kyrburg (1789‒1859), der einen Stanislaus-Orden gegründet hatte, und zum ebenfalls im burgundischen Georgs-Orden "tätigen" Comte Garden de Saint-Ange (1796‒1872), der 1819 den "Code des Ordres de Chevalerie" publiziert hatte.

Mit Datum vom 13. Oktober 1847 stiftete "Alexander I." den "Orden der Damen von Maria Elisa" [Ordre des Dames de Maria Elisa], benannt nach seiner Ehefrau Maria Elisa, geb. Coke, Witwe des spanischen Diplomaten Don Juan d'Escudero, die er 1841 in London geheiratet hatte.

In der Ausgabe von 1848 des "Annuaire de la Pairie et de la Noblesse de France, des Maisons Souveraines de l'Europe et de la Diplomatie" wurden Zweifel an der Authentizität der Titel des "Herzogs" publiziert, worauf Alexander Klage erhob. Da der "Herzog" inzwischen beim französischen Präsidenten Louis Napoléon Bonaparte (1808‒1873, reg. als Präsident von 1848 bis 1852, als Kaiser Napoléon III. von 1852 bis 1870) verkehrte, zog sich der Prozess in die Länge. Dennoch verurteilte ihn das Tribunal de Correction in Paris im Juli 1873 zu drei Jahren Zuchthaus wegen Hochstapelei und "Ordensschwindel".

Nach Verbüßung der Strafe waren seine Aktivitäten ungebrochen; er wurde unter anderem viel in deutschen Bädern gesehen, bis er schließlich am 6. Juli 1869 in England, nach anderen Quellen 1875 in Paris starb. Seine Orden wurden von seinem angeblichen Sohn, François-Antoine Gonzaga, noch eine gewisse Zeit lang weitergeführt.

(Vgl. auch die Ausführungen von G. Andreas Tamman in TA S. 279, 196‒198 und 282. Sowie: Villamora, Marquis Alexandre de: Notice Historique des Ordres de Chevalerie appartenant à la Maison Royale des Princes Gonzaga, Ducs de Mantoue. Marseille 2. Auflage 1866. Und: Anonym: Esquisse biographique de Son Altesse Sérénissime le Prince Alexandre de Gonzaga. Paris 1844.)