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Ordensinsignien. 2. Modell (im Prinzip einklassig, Kreuz mit Krone – ca. 1837- offiziell 1868, dreiklassig nicht statuarisch bis 1907), Kommandeurskreuz, Silber vergoldet und emailliert, im Trage- und im Bandring Herstellerpunze ""VM"" der Firma Vinc

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SAMMLUNG HEILIGER STUHL, KIRCHENSTAAT UND VATIKANSTAAT VON DR. NORBERT HERKNER, BERLIN, RITTERORDEN VOM HEILIGEN GRAB VON JERUSALEM [ORDO EQUESTRIS SANCTI SEPULCRI HIEROSOLYMITANI]

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Lot number 698




Estimated price: 250.00 €
Hammer-price / sale price: 600.00 €


Ordensinsignien. 2. Modell (im Prinzip einklassig, Kreuz mit Krone – ca. 1837- offiziell 1868, dreiklassig nicht statuarisch bis 1907), Kommandeurskreuz, Silber vergoldet und emailliert, im Trage- und im Bandring Herstellerpunze ""VM"" der Firma Vinc. Mayer's Söhne in Wien und Punze für 900er-Silber von 1866 bis 1922 (""Dianakopf""), am originalen schwarzen, rotbordierten Halsband mit Metallschließen, zusammen mit Miniaturkreuz, Gold emailliert, am Bändchen im originalen, goldfarben bezeichneten Verleihungsetui der Firma Vic. Mayer's Söhne. PGL S. 113; ZK 4437 (hier fälschlicherweise als Kommandeurskreuz für Zivil gezeigt).


2, II

Über die Frühzeit des Ordens berichten zahlreiche Legenden, die jedoch alle keinerlei historische Evidenz aufweisen. Vielmehr geht er auf die Erteilung des Ritterschlages am Heiligen Grabe in Jerusalem zurück, die 1336 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Seit ca. 1520 verfügte der Guardian der Franziskaner vom Berge Sion in Jerusalem über das alleinige Recht der Erteilung dieses Ritterschlags. Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt die Institution immer mehr den Charakter eines päpstlichen Ritterordens, ohne jedoch über eine Ordensregel oder einen organisierten Verband zu verfügen. Schon seit Beginn des 16. Jahrhunderts begannen Ritter Jerusalemkreuze aus Metall, teils emailliert oder mit Edelsteinen verziert, an Ketten um den Hals zu tragen. Seit den frühen 1820er Jahren trugen sie das von einer Königskrone überhöhte rot emaillierte Jerusalemkreuz wie eine Kommandeurs-Dekoration an einem schwarzen Halsband und dazu einen Bruststern mit einem roten Jerusalemkreuz.

Nach der Wiedererrichtung des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem 1847 wurde dem neu ernannten Patriarchen das alleinige Recht zur Erteilung des Ritterschlags übertragen.

Mit Breve ""Cum multo sapienter"" vom 24. Januar 1868 wandelte Papst Pius IX. (1792-1878, Papst seit 1846) den bisher einklassigen in einen nunmehr dreiklassigen (1. Klasse oder Großkreuz, 2. Klasse oder Kommandeur und 3. Klasse oder Ritter) päpstlichen Ritterorden um und bestimmte, daß das Ordenskreuz künftig nicht mehr von einer Krone überhöht sein durfte. Papst Leo XIII. (1810-1930, Papst seit 1878) gestattete mit Breve ""Venerabilis Frater"" vom 3. August 1888 auch die Aufnahme von Damen.

Mit den von Papst Pius XII. (1878-1958, reg. seit 1939) 1949 promulgierten neuen Statuten erfuhr der Orden weitere Veränderungen. Geleitet wird er seither von einem vom Papst ernannten Kardinal-Großmeister, dem der jeweilige Lateinische Patriarch von Jerusalem als Großprior zur Seite steht, und als neue Stufe wurde die über dem Großkreuz angeordnete Kollar-Klasse eingeführt. Somit werden die Ordensinsignien heute folgendermaßen getragen:

- Kollane: Das Kleinod wird an einer Kette getragen und dazu ein Bruststern an der linken Brustseite.

- Großkreuz: Das Kleinod wird am Schulterband von der rechten Schulter zur linken Hüfte getragen und dazu ein Bruststern an der linken Brustseite.

- Großoffizier: Das Kreuz wird von Herren am Halsband, von Damen an einem langen Halsband getragen und dazu ein Bruststern an der linken Brustseite.

- Kommandeur: Das Kreuz wird von Herren am Halsband, von Damen an einem langen Halsband getragen.

- Ritter: Das Kreuz wird von Herren am Halsband, von Damen an einem langen Halsband getragen.

In den Jahren 1962, 1967 und 1977 wurden jeweils neue Statuten promulgiert, die jedoch ohne Auswirkungen auf die Ordensinsignien blieben. Seit 1907 ist der Orden in nationale Statthaltereien gegliedert, die in regionale Sektionen unterteilt sein können, welche wiederum in Komtureien untergliedert sind. Geleitet wird eine Statthalterei von einem Statthalter, der kein Geistlicher sein darf, und eine Komturei von einem Kommandeur. Die 1847 eingeführten und in der Folgezeit mehrfach geänderten und bestätigten militärischen Uniformen zu allen Klassen des Ordens werden in jüngerer Zeit nahezu überhaupt nicht mehr getragen. Zu liturgischen Feiern tragen Herren einen weißen Ordensmantel, Damen einen schwarzen, Geistliche eine weiße Mozetta und hohe Würdenträger des Ordens eine weiße Kukulle, jeweils mit dem roten Ordenskreuz auf der linken Brustseite.

Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten waren Großkreuz-Ritter, so seit 1879 der österreichische Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916, reg. seit 1848), seit 1905 der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, reg. von 1888 bis 1918) und seit 1964 der deutsche Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (1876-1967, Bundeskanzler von 1949 bis 1963).